Zum Hauptinhalt springen Skip to page footer
Juli 2024

Frankfurts Hochhäuser bringen positive Impulse für den Büromarkt – ein Lichtblick am Horizont?

Im Hinblick auf die vielen Negativschlagzeilen markierte 2023 ein Jahr, das man nur zu gerne aus den Geschichtsbüchern streichen würde. Die schwache Konjunktur, die Kostensteigerungen in vielen Bereichen und die Unsicherheit durch die vermehrte Home-Office-Tätigkeit haben deutliche Spuren auf den deutschen Büromärkten hinterlassen. Beim Flächenumsatz in den Top-5-Büromärkten wurde sowohl das Vorjahresergebnis als auch der langjährige Durchschnitt deutlich verfehlt. Noch stärker traf es den Büroinvestmentmarkt, für den 2023 das schwächste Transaktionsjahr seit der Finanzkrise bedeutete.

Wie in anderen Märkten trug die deutlich gesunkene Nachfrage nach Büros und der zunehmende Fokus auf kleinere Flächen im Jahr 2023 in Frankfurt zu einem weiteren Anstieg des traditionell hohen Leerstands bei. Mit einer Leerstandsrate von 9 % bzw. knapp 1 Mio. m² in Q1 2024 verzeichnet die Finanzhauptstadt den höchsten Wert unter den A-Städten. Gleichzeitig werden in Frankfurt nach München deutschlandweit die höchsten Büromieten aufgerufen, wobei für die kommenden Jahre nur von einem moderaten Mietwachstum auszugehen ist. Nachstehende Tabelle zeigt die Marktkennziffern der Top-5-Büromärkte Deutschlands:

Frankfurter Büromarkt mit gutem Jahresauftakt, Hochhauslagen heiß begehrt

Gegenüber anderen Märkten ist der Frankfurter Büromarkt durch viele großflächige Objekte geprägt, die sich vornehmlich im Bankenviertel (CBD) in der City konzentrieren (siehe Abbildung 1). City-Teilmärkte erzielten 2023 rd. 42 % des gesamten Frankfurter Flächenumsatzes, Mitte 2024 lag ihr Anteil sogar bei rd. 50 %. Dies verdeutlicht den Nachfragetrend nach gut angebundenen Top-Lagen im Zentrum (Flucht in Qualität), der sich seit einiger Zeit bemerkbar macht. Entsprechend liegt die Leerstandsrate in der City mit 5,6 % deutlich unterhalb des Leerstands im Gesamtmarkt (siehe Abbildung 2). Ausschlaggebend für den guten Jahresstart war die Anmietung der EZB von 36.800 m² im Gallileo-Hochhaus im Bankenviertel (CBD), womit Banken und Finanzdienstleister im ersten Halbjahr einen deutlich überdurchschnittlichen Marktanteil von über 29 % verbuchen konnten (Ø 10 Jahre: 19 %).

In Frankfurts Hochhauslagen zeichnet sich zudem ein weiterer Trend ab: Laut einer aktuellen Studie von Cushman & Wakefield besteht derzeit bei vielen Büromietern ein verstärktes Interesse an Top-Flächen in höheren Etagen. Zugleich werden dafür deutlich höhere Mieten und kleinere Flächen akzeptiert. Die größte Nutzergruppe innerhalb der Hochhausmieter sind die Frankfurter Leitbranchen Banken und Finanzdienstleister, wobei Büros ab der 45. Etage ausschließlich von Banken und Finanzdienstleistern sowie Beratungsgesellschaften und Anwälten angemietet wurden. Der vermehrte Fokus auf Premium-Büros treibt die Mieten weiter in die Höhe. So stieg die Spitzenmiete im Jahresvergleich um 3,4 % auf 46,00 EUR/m² pro Monat an (siehe Abbildung 2).

Neuer Hochhausentwicklungsplan soll Angebotsmangel im Zentrum entgegenwirken

Top-Flächen sind heiß begehrt, vor allem in sehr guten Lagen werden diese aber immer knapper. Aufgrund des schwierigen Finanzierungsumfeldes und der hohen Baukosten gingen projektierte Flächen im Zentrum zuletzt deutlich zurück. Vor diesem Hintergrund müssen einige Mieter auf Nebenlagen wie Eschborn oder das Gewerbegebiet Gateway Gardens am Flughafen ausweichen, in denen die benötigten Flächengrößen noch verfügbar sind. Die Deutsche Wertpapierbank sicherte sich bereits 12.500 m² Bürofläche im Sanierungsprojekt Phoenix. Der Umzug ihrer bisherigen Zentrale im Stadtteil Bockenheim nach Eschborn soll 2026 stattfinden (siehe Abbildung 1). Jedoch stellen dezentrale Lagen aufgrund der meist deutlich schlechteren ÖPNV-Anbindung und der eingeschränkten Einkaufs- und Gastronomieangebote nur bedingt eine Alternative zur City dar.

Der neue Hochhausentwicklungsplan (HEP2024) soll dem zunehmenden Angebotsmangel im Frankfurter Zentrum jedoch zukünftig entgegenwirken: Plangemäß besteht an 13 möglichen Standorten im Bankenviertel und im Teilmarkt Ostend langfristig Potential für neue Hochhäuser mit mehr als 500 Tsd. m² Bürofläche. Gleichzeitig sollen die Gebäude durch Nutzungsmischung offener gestaltet und damit besser in die Stadtquartiere integriert werden. Ziel ist es, die Bürotürme mit einer positiven Wirkung auf das Leben in der Innenstadt zu versehen. Um Nachhaltigkeitsstandards Rechnung zu tragen, müssen künftige Projekte zudem mindestens DGNB-Standard Gold (oder vergleichbar) und die Anforderungen eines KfW-40-Gebäudes erfüllen.

Ein Teil dieser Entwicklung wird mit dem Prestigeprojekt FOUR Towers im Bankenviertel bereits heute sichtbar: In einem ersten Abschnitt wurde Ende 2023 der Tower 4 mit rd. 23.000 m² fertiggestellt. Mit dem Tower 1 werden bis Ende 2024 weitere rd. 75.000 m² moderne Büroflächen folgen (siehe Abbildung 3). Vorerst werden in der City neben den FOUR Towers und dem Büroneubau Taurus jedoch hauptsächlich Sanierungsflächen auf den Markt kommen. Infolge des noch herausfordernden Marktumfeldes und der schwachen Konjunktur könnte sich der Baubeginn vieler Projektierungen aufgrund zu geringer Vorvermietungsquoten allerdings noch verzögern.

Fazit & Ausblick

Der Frankfurter Büromarkt hat im ersten Halbjahr 2024 ein solides Ergebnis erzielt. Besonders City-Teilmärkte wie das Bankenviertel konnten einen außerordentlich hohen Flächenumsatz verbuchen. Dabei ist auch bei den Hochhäusern eine moderne Ausstattungsqualität gefragt und Nachhaltigkeit gewinnt zunehmend an Bedeutung. Gleichzeitig treibt der sich verschärfende Angebotsmangel an hochwertigen Flächen die Büromieten weiter in die Höhe, wodurch Top-Lagen zunehmend unerschwinglich werden. Maklerhäuser wie Cushman & Wakefield registrieren bereits Flächengesuche, an denen eine gewisse Ausweichbewegung in Entwicklungsgebiete jenseits des Zentrums sichtbar wird. Perspektivisch dürften Nebenlagen aufgrund der meist deutlich schlechteren ÖPNV-Anbindung und der eingeschränkten Einkaufs- und Gastronomieangebote aber keine wirkliche Alternative zur City darstellen.

Das sich langsam verbessernde Marktumfeld gibt Hoffnung auf eine Trendwende. Laut einer aktuellen Consensus-Umfrage von gif und CRES sind für die Büromärkte erste Anzeichen für ein Ende des Abwärtstrends erkennbar. Während für die Spitzenmieten im Vergleich zu den Vorjahren ein moderates Wachstum zu erwarten ist, sollte sich der Büroleerstand in Frankfurt prognosegemäß bis Ende 2025 auf einem Niveau nahe 10 % einpendeln. Das deutlich gesunkene Neuflächenwachstum infolge rückläufiger Baustarts und Projektverschiebungen, sowie auch laufende Umnutzungen, dürften einem wesentlichen Leerstandsanstieg in den kommenden Jahren entgegenwirken. In Erwartung einer langsam wieder anziehenden Konjunktur ist von einer schrittweisen Fortsetzung der bereits erkennbaren Nachfragebelebung auszugehen. Dies sollte dem Frankfurter Büromarkt perspektivisch wieder positive Impulse verleihen.

Viele Grüße, Ihr Real I.S. Research-Team

Ihr Ansprechpartner

Julian Truxa
Real I.S. AG
Research & Investitionsstrategie

julian.truxa@realisag.de