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November 2025

Irlands Antwort auf den Wohnungsboom

Irland ist in den vergangenen Jahren wirtschaftlich und demografisch so stark gewachsen wie kaum ein anderes Land in Europa, und dieser Trend dürfte sich weiter fortsetzen. Allerdings bringt der anhaltende Aufschwung auch zunehmende Herausforderungen für den Wohnungsmarkt mit sich, denen die Regierung mit neuen Mietreformen begegnet.

Weiterhin starkes Beschäftigtenwachstum

Die irische Wirtschaft bleibt trotz globaler Belastungen robust und dürfte 2026 weiter wachsen. Die Beschäftigtenzahl erreichte im dritten Quartal 2025 mit 2,8 Mio. Personen einen historischen Höchststand (siehe Abbildung). Selbst unter möglichen Auswirkungen der US-Zollpolitik wird bis 2027 ein jährliches Beschäftigtenwachstum von rund 2 % erwartet. Dadurch könnten bis 2027 rund 170.000 zusätzliche Arbeitsplätze entstehen.

Ihre Ansprechpartnerin

Luca Gudewill
Real I.S. AG
Research und Investitionsstrategie
luca.gudewill@realisag.de

Parallel dazu wird erwartet, dass Irlands Bevölkerungszahl bis 2035 jährlich um rund 0,6 % steigt, der höchste Zuwachs innerhalb Europas. Verschiedene Faktoren haben bereits in den vergangenen Jahren zu einem deutlichen Einwohnerwachstum beigetragen. Entsprechend ist die Nachfrage nach Wohnraum hoch, während das Angebot aktuell begrenzt ist. Um dieser Entwicklung zu begegnen und den entstehenden Druck auf den Wohnungsmarkt abzufedern, wird der Wohnungsbau deutlich ausgeweitet. Laut einer Studie von EY wird für Irland zwischen 2024 und 2027 europaweit die höchste Fertigstellungsquote neuer Wohnhäuser pro 1.000 Einwohner prognostiziert. Trotz dieser Entwicklung dürfte die Angebotslücke auch in den nächsten Jahren fortbestehen.

Neue Regeln für mehr Wohnraum 

Vor diesem Hintergrund setzt die Regierung verstärkt auf regulatorische Maßnahmen, um institutionelles und privates Kapital zu mobilisieren und den Wohnungsbau zu unterstützen. Die jüngste Mietreform dient dabei als zentraler politischer Hebel. Für März 2026 wurden folgende Änderungen landesweit für alle privaten Mietverhältnisse angekündigt:
• Für bestehende Mietverhältnisse werden künftige Mieterhöhungen an den Verbraucherpreisindex (CPI) gekoppelt, jedoch auf maximal 2 % pro Jahr begrenzt. Damit entfällt die bisherige Orientierung am HICP. Da der CPI in der Regel leicht über dem HICP liegt, ermöglicht die Umstellung einen etwas größeren Anpassungsrahmen.
• Für Neubauprojekte entfällt die 2-%-Obergrenze.
• Eine Anhebung der Miete innerhalb eines bestehenden Mietverhältnisses über die zulässige Steigerung hinaus bleibt weiterhin untersagt. Um jedoch Investitionen zu fördern, kann die Miete bei Neuvermietungen auf den aktuellen Marktwert angepasst werden.
• Künftig laufen Mietverhältnisse für mindestens sechs Jahre. Anschließend ist der Vermieter berechtigt, die Miete auf das Marktniveau anzuheben, auch ohne, dass der Mieter auszieht.
Die genannten Anpassungen sollen dazu beitragen, die Planungssicherheit für Investoren zu erhöhen und die Spielräume für Mietanpassungen zu erweitern. Insgesamt verbessern sie damit die Renditechancen, insbesondere im Neubausegment. Auf diese Weise will die Regierung die Attraktivität des Marktes für Investoren steigern, um den angespannten Wohnungsmarkt durch institutionelles bzw. privates Kapital zu entlasten und vor allem den Neubausektor zu stärken.
Für den Investmentmarkt bedeutet dies, dass das Interesse institutioneller und privater Anleger weiter steigen dürfte und sich dies in einem höheren Investitionsvolumen widerspiegeln könnte.


Fazit

Irland verzeichnet seit Jahren ein kräftiges Wachstum. Beschäftigung, Nettozuwanderung und Bevölkerungszahl steigen kontinuierlich. Der Wohnungsbau konnte mit dieser Dynamik jedoch lange nicht Schritt halten, entsprechend groß ist der entstandene Nachholbedarf. Um diese Lücke zu schließen, setzt die Regierung zunehmend auf institutionelles und privates Kapital. Ziel ist es, den Wohnungsneubau gezielt zu stärken. Mit der jüngsten Mietreform schafft sie hierfür die notwendigen Rahmenbedingungen. Die Maßnahmen markieren einen klaren Kurswechsel in der Wohnpolitik, verbessern die Bedingungen für institutionelle und private Anleger und fördern damit die Schaffung neuen Wohnraums. Auch wenn weitere Schritte erforderlich sein dürften, setzt die Koalition damit deutlich auf institutionelle und private Investoren als zentrale Treiber eines wachsenden Wohnungsangebots.

Viele Grüße,
Ihr Real I.S. Research-Team