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Bezahlbarer Wohnraum, der sich flexibel Bedürfnissen anpassen lässt – wie das innovative B2B-Konzept „Shapeshift“ der Wohnungsnot begegnet.

Interview mit Vincent Bub, Student an der EBS-Universität und Vertreter des Gewinnerteams in der Kategorie „Best Proptech NEXT“ beim „Real I.S. Innovation Award“.

Der „Real I.S Innovation Award“ wird jährlich an engagierte Studierende mit innovativen Ideen für den Immobilienmarkt vergeben. Ein Team der EBS-Universität überzeugte die Fachjury mit ihrem B2B-Konzept „Shapeshift“ für flexiblen Wohnraum in modularer Bauweise und wurde dafür 2022 in der Kategorie „Best Proptech NEXT“ ausgezeichnet. Vincent Bub (25), Bachelor-Student an der EBS Universität für Wirtschaft und Recht und Vertreter des Teams „Shapeshift“, berichtet über das Konzept und von seinen Erfahrungen im Rahmen des Awards.

Herr Bub, nochmals herzlichen Glückwunsch zum ersten Preis in der Kategorie „Best Proptech Next“. Wie ist die Idee zum „Shapeshift“-Konzept entstanden?

Vincent Bub: Das Konzept wurde im Rahmen des Kurses „Real Estate Innovation & Entrepreneurship“ am Real Estate Management Institute der EBS Universität für Wirtschaft und Recht entwickelt. Die Ursprungsidee von „Shapeshift“ stammt jedoch aus der Zeit, in der ich für ein Start-up in Berlin gearbeitet habe. Das Unternehmen hatte damals seine Büros in einem „Shared Space“. Das heißt, man konnte dort Flächen anmieten, die durch flexible Wände auf die individuellen Raumbedürfnisse der Gewerbemieter zugeschnitten werden konnten. Mich ließ danach die Frage nicht mehr los, warum es so etwas noch nicht im Wohnungsbau gibt. Auch dort sind die Platzbedürfnisse individuell sehr unterschiedlich. Unsere Lebensumstände ändern sich im Laufe der Zeit und damit auch die Anforderungen an die Größe des Wohnraums. Statt dass sich die Wohnung den Lebensumständen anpasst, passen wir uns ständig der Wohnung an. Aus dieser Überlegung heraus entstand die Idee eines modularen, seriellen und vor allem nachhaltigen Wohnungsbaus, der sich an den Bedürfnissen seiner Bewohner orientiert.

Das klingt spannend, aber wie würde die Umsetzung dieses Konzepts in der Praxis konkret aussehen?

Vincent Bub: Durch die Produktion von „Shapes“ in Containerformaten könnte aufgrund der modularen und seriellen Bauweise schnell und bedarfsgerecht Wohnraum geschaffen und individuell angepasst werden. Die standardisierten Wohnmodule sind rund 26 Quadratmeter groß. Jede Einheit bietet alles, was man braucht: ein Bad mit Dusche, eine Küchenzeile sowie einen Schlaf- und Wohnbereich. Die einheitliche Größe hat zum einen den Vorteil, dass die einzelnen Module per Lkw, Bahn oder Schiff leicht transportiert werden können. Zum anderen lassen sich die Shapes durch umklappbare Wandteile aneinanderkoppeln und miteinander verbinden. So können aus 26 Quadratmetern je nach Bedarf 52 oder sogar 78 Quadratmeter Wohnfläche werden. Umgekehrt kann bei geringerem Bedarf die Wohnfläche wieder verkleinert werden. Die größte Herausforderung bei einem Ortswechsel ist ja die Wohnungssuche. Dort setzen wir mit unserem Projekt an, mit dem Konzept der kostengünstigen Montage sowie dem An- und Abkoppeln von Wohnmodulen. So ist es denkbar, dass bei einem Umzug nicht mehr die Wohnung gewechselt, sondern einfach mitgenommen wird, wenn sie bereits den eigenen Bedürfnissen entspricht.

Welche Einsatzbeispiele sehen Sie?

Vincent Bub: Wir wollen bezahlbaren Wohnraum anbieten, der zudem flexibel aufgestellt werden kann. Das ist bei unserem Konzept möglich, weil die Shapes so gedacht sind, dass sie standardisiert und aus leichten Materialien hergestellt werden. So können sie schnell aufgestellt werden – auch auf ungenutzten Dächern oder anderen Freiflächen wie Parkplätzen oder derzeit ungenutzten Flächen wie alten Industriegeländen. In ihrer Standardgröße sind unsere Module beispielsweise auch für junge Menschen, Studierende oder Auszubildende interessant, deren Lebenssituation sich schnell ändern kann. In einem weiteren Einsatzbeispiel unseres Konzepts ist es denkbar, dass wir vor allem Menschen in Not helfen, die durch Krieg oder Naturkatastrophen ihre Häuser oder Wohnungen verloren haben. Dafür haben wir eine kleinere Variante unserer Shapes mit einer Größe von 18 Quadratmetern entwickelt. Diese könnten schnell und unkompliziert in von Naturkatastrophen betroffene Ortschaften gebracht werden, um den Menschen, deren Wohnraum zerstört wurde, eine vorübergehende Bleibe zu bieten.

Beschreiben Sie kurz Ihre Erfahrung im Rahmen des „Real I.S. Innovation Awards“.

Vincent Bub: Unser sechsköpfiges Projektteam wurde von der EBS Universität für Wirtschaft und Recht aus deutschen und internationalen Austauschstudenten zusammengestellt. Dadurch hatten wir ein buntes Team mit unterschiedlicher Denk- und Herangehensweise, was zu einer produktiven und ideenreichen Arbeitsweise führte. Die Arbeit an dem Projekt war spannend und herausfordernd zugleich. Uns wurde viel Freiraum gegeben, um das Projekt wirklich von der Idee her aufzubauen und bis zu seinem logischen Ende zu durchdenken. Die Universität und auch die Real I.S. haben uns dabei regelmäßig unterstützt, aber am Ende lag es in der Verantwortung des Teams, einen konkreten Businessplan zu erstellen, mit dem das Projekt „Shapeshift“ auch wirklich in die Praxis umgesetzt werden könnte. Diese ganzheitliche Erfahrung war für alle im Team sehr bereichernd – sowohl für unsere Fähigkeiten als auch für unsere persönliche Entwicklung. Die Arbeit an dem Projekt war eine besondere Erfahrung, gerade durch die Möglichkeit, mit der Real I.S. in München zusammenzuarbeiten und die Abläufe in einem so großen Immobilienunternehmen vor Ort miterleben zu dürfen. Für diese Erfahrung sind wir sehr dankbar.

Und was können wir in Zukunft von „Shapeshift“ erwarten?

Vincent Bub: Wir sind überzeugt, dass unsere Idee in Zukunft realisierbar ist und den Herausforderungen des Wohnungsmarkts gerecht werden kann. Heute gibt es noch viele Hürden, zum Beispiel diverse baurechtliche Vorschriften, die einer Umsetzung in Deutschland derzeit im Weg stehen. Diese Umstände – gepaart mit der aktuellen Unsicherheit durch die erwarteten Veränderungen des neuen GEGs und die marktwirtschaftlichen Schwierigkeiten – hat unser Team zu dem Schluss kommen lassen, dass die realisierbare Zukunft von Shapeshift noch nicht heute ist. Wir können den weiteren Weg noch nicht genau absehen, aber wir sind gespannt und in freudiger Erwartung auf das, was kommt. Uns ist heute in jedem Fall bewusst, dass wir bei einer Umsetzung unseres Konzepts auf die Unterstützung erfahrener Partner angewiesen sein werden, und freuen uns daher auch auf den weiteren Austausch mit der Real I.S. in dieser Sache.

Letzte Frage: Für wie wichtig halten Sie Innovationen für die Immobilienwirtschaft gerade jetzt?

Vincent Bub: In der aktuellen Situation sind Innovationen wichtiger denn je, aufgrund des sich stark verändernden Marktumfelds mit einerseits hoher Inflation und steigenden Baukosten und andererseits den zunehmenden Anforderungen an die Immobilienwirtschaft. Dabei steht vor allem die Nachhaltigkeit mit ihren ESG-Faktoren im Vordergrund. Diese tritt jedoch teilweise in Konflikt mit vor langer Zeit etablierten Geschäftsmodellen, sodass neue Lösungen dringend gebraucht werden. Innovative Konzepte wie „Shapeshift“ können genau in diese Lücke stoßen und Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit des Neubaus von Immobilien zusammenbringen. Innovationen wie unser Projekt sind daher insgesamt wichtig als Impulsgeber oder sogar ein Stück weit für die Weiterentwicklung der Immobilienwirtschaft und im besten Fall für die Verbesserung der Wohnraumversorgung.

 

Herr Bub, wir danken Ihnen für das Gespräch und wünschen Ihnen für die Zukunft alles Gute.

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